Das Match ALS gegen WIE bei Vergleichen ist ein heißer Grammatik-Hotspot der deutschen Sprache. Die richtige Verwendung von ANDERS ALS oder GENAUSO WIE fällt vielen Menschen schwer. Konstruktionen wie „Ich bin größer wie er“ oder „Er kann besser schwimmen als wie ich“ sind vielgebraucht und durchaus gängig. Aber leider falsch!
Bringen wir also etwas Licht ins Grammatikdunkel. Spot on.
Ich hoffe, Sie sind nach Lesen dieses Artikels nicht „so klug als wie zuvor“. Denn so darf das nur Goethe formulieren …
Wie vergleicht man grammatisch richtig?
Morgen ist ein Feiertag.
Arbeiten wir diese Woche also…
1. … weniger wie sonst?
2. … weniger als sonst?
3. … weniger als wie sonst?
Nur Frage 2 ist richtig formuliert! Und das sind die Gründe:
GENAUSO WIE bei Gleichheit!
WIE drückt immer Gleichheit aus. WIE kommt zum Einsatz, wenn Dinge miteinander verglichen werden, die nicht ungleich sind. Beispiele:
- Wir arbeiten genauso viel wie sonst.
- Sie ist so groß wie du.
ANDERS ALS bei Ungleichheit!
ALS steht nach einem Komparativ (einem gesteigerten Eigenschaftswort), der Ungleichheit/Unterschied/Anderssein ausdrückt. Beispiele:
- Wir arbeiten weniger als sonst.
- Er ist größer als sie.
- Du kochst besser als ich.
Und ALS steht bei Ungleichheit nach den Wörtern „andere, anders, nichts, kein, niemand, umgekehrt, entgegengesetzt oder nach einem Fragepronomen [+ sonst, überhaupt u. a.]“ (s. Duden).
- Hier schmeckt das Bier anders als in Irland.
- Das ist nichts als Blabla.
- Sie hatte mit keinem anderen Menschen als mit ihm Kontakt.
- Bei uns funktioniert das umgekehrt als bei euch.
- Wir gingen auf der entgegengesetzten Straßenseite, als wir gekommen waren, heim.
- Wohin sonst als zu mir hättest du mit deiner Frage kommen wollen?
A-A-Eselsbrücke
Wenn Sie unsicher sind, denken Sie daran, dass ALS und ANDERS beide mit dem Buchstaben A beginnen.
Und ALS WIE gibt es nicht!
Warum die Dinge mit einem „wie“ verkomplizieren? „Wir arbeiten diese Woche weniger als wie sonst“ ist umgangssprachlich und hat in der Schriftsprache nichts verloren.
Und kommen Sie mir jetzt nicht mit Goethe, der seinen Faust sagen ließ: „Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.“ Dem lassen wir das nur als dichterische Freiheit durchgehen. Goethe hat die Grammatik dem Wohlklang seiner Verse geopfert. Sagen die einen. Andere Sprachwissenschaftler behaupten: Vor 200 Jahren durfte man das noch so formulieren.
Absichtlich eingesetzt, kann so ein Sprachfehler natürlich auch Charme entwickeln oder für Aufmerksamkeit sorgen. In der Werbung zum Beispiel.
Nach dem Motto: Wir machen es trotzdem …
… und fallen damit auf. Etwa der Textildiskonter, der mit Verena Pooth (zuvor bereits recht sprachoriginell mit „Da werden Sie geholfen.“ unterwegs) warb und mit dem Slogan „Besser als wie man denkt“ absichtlich auf falsches Deutsch setzte.
Die Klischees, die man bedient, wenn man bewusst die Billig-/Doofschiene fährt, müssen allerdings schon sehr gut zu Testimonial und Unternehmen passen.
Die Ausnahmen
Es heißt ja nicht umsonst: Deutsche Sprache, schwere Sprache. Natürlich bestätigen zahlreiche Ausnahmen die Regel:
- Ich bin doppelt so alt wie Du.
Klingt, als würde ein Unterschied verdeutlicht, aber bei „so … wie“ handelt sich um einen sogenannten „positiven Vergleich“. Weitere Wendungen sind: doppelt so … wie, genauso … wie, nicht so … wie, fast so … wie, halb so … wie. Der Unterschied wird nicht mit einem Komparativ, sondern mit der Grundform des Adjektivs ausgedrückt. - Das ist heute nicht anders als gestern.
Das „das“ ist heute und gestern gleich, trotzdem wird kein WIE verwendet. - Die Blume riecht eher wie eine Rose als wie eine Nelke.
Korrekt, weil mit einer mit WIE ANFANGENDEN WORTGRUPPE verglichen wird. - Als Chef verdient man mehr als als Hilfsarbeiter.
Ebenso korrekt, weil mit einer mit ALS ANFANGENDEN WORTGRUPPE verglichen wird.
Fazit
Was lernen wir daraus? Für gute Texte in gutem Deutsch benötigt man nicht nur Wissen und (im Wissen von Unwissen) die richtigen Nachschlagewerke, sondern auch viel Sprachgefühl.
Aber im Zweifelsfall haben Sie ja meine Kontaktdaten …
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